Zurück in die Gegenwart

Zurück in die Gegenwart

Neue Perspektiven, neue Werke – die Sammlung von 1945 bis heute
Neupräsentation der Sammlung Gegenwartskunst

Nahezu ein Jahrzehnt nach der Eröffnung der Gartenhallen wird die Sammlung Gegenwartskunst im Städel Museum erstmalig neu vorgestellt. Rund 230 Arbeiten von 170 Künstlerinnen und Künstlern aus andersartigen Schulen, Stilen und Verbänden eröffnen überraschende Vergleiche, Blickwinkel und Sichtachsen inmitten der direkten Präsenz und ihren Wurzeln in den zurückliegenden Jahrzehnten.

Ausgehend vom gesammelten Platz der kugelförmig 3.000 m² großen Gartenhallen und beginnend mit Hauptwerken der jüngeren und jüngsten Zeitgenossenschaft fächert sich eine Geschichte der Kunst nach 1945 auf. Anlässlich der Neupräsentation ist gleichfalls eine Vielzahl an jüngsten Neuerwerbungen und Schenkungen erstmalig zu sehen, exemplarisch Arbeiten von Miriam Cahn (geb. 1949), René Daniëls (geb. 1950), Carlos Cruz-Diez (1923–2019), Jimmie Durham (geb. 1940), Asta Gröting (geb. 1961) oder Victor Vasarely (1906–1997). Anhand unterschiedlichster Erzählstränge erlaubt die Neupräsentation einen Benutzerkonto zur Kunst nach 1945, der die Sammlung gewollt nicht chronologisch, statt dessen thematisch erfahrbar macht. Die Auflösung des dargestellten Gegenstandes in abstrakte, formlose Malereien wird sowohl Jahrzehnte übergreifend vermittelt wie der sich in Echtzeit vollziehende Einzug der gestischen Malerei und deren Konsequenzen auf die nachfolgenden Jahrzehnte. Ebenfalls die turnusmäßig mit innovativen Bedeutungen und Referenzen aufgeladene Ästhetik der Geometrie und der Dinge des Alltags wird in ihren unterschiedlichen Ausprägungen und thematischen Bezugspunkten gezeigt. Im Gang via die Zimmer und Plätze der Gartenhallen kann das Publikum nachvollziehen, wie die Figur erneut zurück ins Bild findet, die Malerei den – realen – Raum erobert oder die scheinbar konkurrierenden Medien Malerei und Fotografie zu einem wechselseitigen Austausch finden.

So tritt exemplarisch Wolfgang Tillmans’ (geb. 1968) abstrakte Fotografie Freischwimmer 54 (2004) in Dialog mit der Assemblage Zimbal (1966) von Gerhard Hoehme (1920–1989) oder Raymond Hains’ (1926–2005) Collage Coup de Pied (1960), die Skulpturen Jessica Stockholders (geb. 1959) #358 (2001) und Isa Genzkens (geb. 1948) Wind I (David) (2009) leiten über zu Blinky Palermos (1943–1977) Stoffbild (1970) oder Yves Kleins (1928–1962) Schwammrelief Relief éponge bleu (1960). Daniel Richters (geb. 1962) abstrakt-figurative Malerei verknüpft sich mit Francis Bacons (1909–1992) Untersuchung für die Kinderschwester in dem Streifen „Panzerkreuzer Potemkin“ (1957) und James Turrells (geb. 1943) begehbarer Farbraum Paluka (1992) wird mit Victor Vasarelys Op-Art in Verständigung gebracht. Dirk Skrebers (geb. 1961) fotorealistisch anmutende Malerei führt zu Thomas Demands (geb. 1964) für sich gebauten und fotografisch festgehaltenen Räumen. Jenseits der scheinbar verbreiteten Pfade der Kunst nach 1945 werden ausgewählte Gegenwarten sichtbar: unterschiedlichste Lesarten und Kennungen zur Kunst jener Zeit, die mitunter in Echtzeit verlaufen, sich überschneiden oder erweitern, untereinander widersprechen und kommentieren. Das Fazit ist ein Parcours mit Hilfe sieben Jahrzehnte Gegenwartskunst, der es dem Publikum gestattet, eine eigene Kunstgeschichte auf personalisierte Weise und nach persönlichem Interesse zu begreifen.


Quelle: (Webseite Städel)

> Städel Museum
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